Fruchtbarkeit

sowie Unfruchtbarkeit und Infertilität

Der medizinische Fachausdruck für Unfruchtbarkeit ist Infertilität. Im engeren Sinn steht der Begriff für das Unvermögen, eine Schwangerschaft erfolgreich auszu­tragen. Im weiteren Sinn wird der Begriff gleichbedeu­tend mit Sterilität verwendet, also der Unfähigkeit, schwanger zu werden beziehungsweise ein Kind zu zeugen.

Von Unfruchtbarkeit wird gesprochen, wenn es inner­halb eines Jahres nicht zu einer Schwangerschaft kommt – trotz regelmäßigen, ungeschützten Geschlechtsverkehrs. Nach der Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gilt ein Paar dann als »steril«, also unfruchtbar.

Das besagt im Einzelfall jedoch nicht viel über die tatsächlichen Chancen für die Geburt eines Kindes. Denn auch für die angeblich unfruchtbaren Paare besteht innerhalb von sieben Jahren eine knapp vierzigprozentige Wahrscheinlichkeit, doch noch spontan Eltern zu werden.

Der Grund: Fruchtbarkeit ist normalerweise nichts Unveränderliches – sie schwankt im Laufe jedes Lebens.
Mit der Pubertät beginnt die fruchtbare Lebensphase. Bei Frauen dauert sie rund vier Jahrzehnte und endet meist gänzlich Anfang der Fünfziger mit dem Klimakterium, den Wechseljahren. In dieser Lebensphase geht die weibliche Fruchtbarkeit ganz zurück. Frauen, die im vierten Lebensjahrzehnt schwanger werden wollen, haben nur noch eine Chance von etwa 10 bis 30 Prozent.

Männer sind theoretisch bis zu ihrem Lebensende zeugungsfähig. Allerdings nimmt bei ihnen jenseits des fünfzigsten Lebensjahres die Produktion von Sexualhormonen ab, und es verringert sich die An­zahl der befruchtungsfähigen Spermien im Erguss. Probleme mit der Fruchtbarkeit bekommen nun vor allem jene Männer, die bereits in jüngeren Jahren niedrige Samenzahlen hatten und jetzt altersbedingt noch weniger Samen produzieren.

Phasen der Fruchtbarkeit können auch in jungen Jahren Phasen folgen, in denen eine Schwangerschaft praktisch unmöglich ist, weil Frau oder Mann (manchmal beide) aus verschiedensten Gründen körperlich und seelisch überlastet sind. Wenn die Situation sich wieder entspannt, »erholt« sich auch die Fruchtbarkeit.

So tritt bei ungefähr der Hälfte der ratsuchenden Paare eine Schwan­gerschaft spontan ein, etwa nach einem Urlaub oder wenn sie vom Kinderwunsch nicht mehr so beherrscht werden. Bei etwa einem Viertel kommt es zu einer Schwangerschaft nach diagnostischen Maßnahmen (das heißt nach Untersuchungen, mit denen die Ursa­che der Unfruchtbarkeit herausgefunden werden soll). Lediglich ein Viertel der Schwangerschaften tritt während medizinisch-therapeutischen Einwirkungen ein.

Das Fehlen von Fruchtbarkeit hat in den meisten Fällen keine erbliche, sondern eine erworbene Ursache, wie etwa einen Eileiterverschluss infolge einer Infektion.

Auch das Alter spielt eine entscheidende Rolle für die abnehmende Fruchtbarkeit eine: Bereits ab dem 30. und stärker noch ab dem 35. und 40. Lebensjahr nimmt die Fruchtbarkeit der Frau ab. Etwa ab dem 40. Lebensjahr lässt die Samenprodukti­on und -funktionalität beim Mann langsam nach.

Auch moderne Verhütungsmethoden beeinflussen die Fruchtbarkeit in hohem Maße, denn sie ermöglichen eine bewusste Entscheidung für Kinder zu einem gewünschten Zeitpunkt. Wenn empfängnisverhütende Mittel nicht mehr angewendet werden, dauert es im Durchschnitt sechs bis zwölf Monate, bis eine Frau schwanger wird.

Die Zunahme der ungewollten Kinderlosigkeit durch einen Mangel an Fruchtbarkeit ist sicher auch Folge eines gesellschaftlichen Wandels: Erst einen Beruf zu erlernen und anschließend Kinder zu bekommen, ist heute für viele Paare eine sinnvolle Lebens- und Familienplanung.

So sind heute bereits ein Viertel der Paare bei der Geburt ihres ersten Kindes älter als 30 Jahre, während beispielsweise 1970 zirka 90 Prozent der Frauen und Männer bei der Geburt ihres ersten Kindes jünger als 30 Jahre waren.

Hinzu kommen die Belastungen unserer Umwelt sowie der Beruf, der uns fordert.

Alles in Allem also zahlreiche Gründe für das Abnehmen der Fruchtbarkeit.